– Blogbeitrag –

Female Empowerment in der Steuerbranche

Ein Interview mit Franziska Küppers

Die Steuerwelt ist im Wandel – fachlich, technologisch und strukturell. Doch während Digitalisierung und Internationalisierung oft Schlagzeilen machen, bleibt ein Thema meist im Hintergrund: echte Gleichstellung in der Branche.

Franziska Küppers kennt beide Seiten – die fachliche Tiefe im Rahmen der laufenden Promotion als Steuerexpertin und die strukturellen Hürden, die Frauen in der Branche noch heute begegnen. Im Gespräch mit Emma Kirch spricht sie über ihren Karriereweg in der Industrie, Female Empowerment und darüber, wie Sichtbarkeit zu echter Veränderung führen kann.

 

Karriere in der Industrie – eine unterschätzte Option

Viele Studierende lernen im Studium vor allem eines kennen: die Big4 und den Weg in die Beratung. Franziska hat sich anders entschieden – nicht bewusst, sondern eher aus Neugier. Über eine Werkstudententätigkeit stieg sie in eine Konzernsteuerabteilung ein – und blieb.

„Ich hatte zu Beginn meiner Karriere keine Vorstellung davon, was eine Steuerabteilung im Unternehmen eigentlich tut“, erzählt sie. „Heute finde ich genau das spannend: die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, der Einblick in Prozesse, das breite Themenspektrum – von Verrechnungspreisen bis Lohnsteuer.“

Besonders für junge Steuerexperten sei die Industrie eine lohnende Option. „Man braucht nicht zwingend ein Steuerberater-Examen, um sich fachlich zu entfalten. Und man bekommt früh Verantwortung und Einblicke, die in der Beratung oft Jahre dauern.“

Empowerment braucht Vorbilder – und Räume

Für Franziska ist klar: Frauenförderung braucht mehr als schöne Worte. Es geht um Sichtbarkeit, Vorbilder und Räume für Austausch. „Ich hatte das Glück, eine großartige Vorgesetzte zu haben, die mir früh Verantwortung gegeben hat – und mich ermutigt hat, mutig zu sein.“

Diese Erfahrung prägt sie bis heute. Gemeinsam mit Kolleginnen gründete sie eine eigene Steuergruppe im PANDA-Netzwerk – einer Plattform für Frauen in (oder auf dem Weg zu) Führungspositionen. Dort geht es nicht um Fachfragen, sondern um Austausch auf Augenhöhe: „Sich gegenseitig stärken, Mut machen, vernetzen – das ist echte Empowerment-Arbeit.“

Besonders wichtig ist ihr strategisches Netzwerken. „Nicht nur: ‚Die finde ich nett‘, sondern: ‚Mit wem muss ich sprechen, um fachlich oder persönlich weiterzukommen?‘ Das lernen viele Männer früh – und genau das sollten auch Frauen aktiv für sich nutzen.“

Die Steuerbranche ist im Wandel – und genau das ist die Chance

Franziska erlebt die Steuerwelt als eine Branche im Umbruch: Digitalisierung, KI, Internationalisierung – all das verändert Aufgabenprofile und öffnet neue Türen. „Dieser Wandel bietet die perfekte Gelegenheit, auch strukturelle Fragen neu zu stellen: Wie sichtbar sind Steuerabteilungen? Wie sichtbar sind Frauen? Und wie gestalten wir Führung in Zukunft?“

Für sie ist klar: Gerade jetzt müssen Frauen ihre Stimme erheben – in Fachgremien, bei Events, auf LinkedIn. „Sichtbarkeit bedeutet nicht Selbstinszenierung – es heißt, gehört zu werden. Und es ist entscheidend, wenn es um Karrierewege, Beförderungen oder neue Chancen geht.“

Was Unternehmen und Führungskräfte konkret tun können

Neben Empowerment im Kleinen braucht es auch strukturelle Veränderungen.

Franziskas Empfehlungen:

  • Flexible Modelle schaffen: Arbeitszeit & Arbeitsort anpassen, um Karriere & Familie vereinbar zu machen.
  • Transparente Karrierepfade aufzeigen: Wo stehe ich – und was ist der nächste Schritt?
  • Mentoring & Sponsoring etablieren: gezielte Förderung über alle Karrierestufen hinweg.
  • Räume schaffen, um sichtbar zu werden: Fachbeiträge, Panels, interne Plattformen.
  • Bewusst Schlüsselpositionen mit Frauen besetzen – nicht aus Quote, sondern aus Überzeugung.

Und vor allem: „Empowerment beginnt mit Haltung und Mindset. Diversität darf kein Buzzword bleiben – sie muss aktiv gelebt werden.“

Was Kollegen tun können – Männer inklusive

Empowerment ist kein Frauenthema. Es betrifft alle, die eine respektvolle, vielfältige Arbeitswelt gestalten möchten. Besonders Männer spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie haben häufig Zugänge, Reichweiten und Entscheidungspositionen, die sie gezielt nutzen können, um Frauen zu stärken.

Franziska appelliert an männliche Kollegen: „Seid Türöffner. Sprecht euch aktiv für Kolleginnen aus. Achtet darauf, wer in Meetings spricht – und wer nicht. Hinterfragt unfaire Muster, auch wenn sie unbewusst passieren. Und fragt euch: Wie soll die Arbeitswelt aussehen, in der eure Kinder, speziell eure Töchter groß werden?“

Empowerment beginnt im Kleinen – mit Aufmerksamkeit, mit Unterstützung, mit Haltung.

Zum Schluss: Ein Aufruf an die nächste Generation

An junge Frauen in der Steuerbranche hat Franziska eine klare Botschaft: „Seid mutig. Bleibt euch treu. Nutzt Netzwerke. Unterstützt euch gegenseitig. Und sprecht eure Erfolge laut aus – ohne falsche Bescheidenheit.“

Denn Sichtbarkeit beginnt nicht erst mit dem Führungstitel. Sie beginnt mit Klarheit, Selbstvertrauen und dem Bewusstsein: Ich darf hier sein – und ich darf sichtbar sein.

Ihre Tipps:

  • Klarheit über Werte und Ziele behalten – was will ich, was passt zu mir?
  • Strategisch Netzwerken – nicht nur nett, sondern zielgerichtet.
  • Sich bewusst mit anderen Frauen verbinden – als Sparringspartnerin, als Unterstützung.
  • Mentoren suchen – und selbst Mentorin werden – Sichtbarkeit schafft man nicht allein.

„Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, sichtbar zu werden – und andere dabei mitzunehmen.“ Ein Gedanke, der Franziska besonders geprägt hat – und den sie ihrer früheren Vorgesetzten Daniela Ettenhofer verdankt. Sie war es, die ihr früh gezeigt hat, wie wichtig es ist, Chancen zu teilen, Verantwortung zu übergeben und Frauen gezielt zu stärken. Ein Beispiel, das Franziska heute selbst weiterträgt.

 

Vielen Dank für diesen ehrlichen und inspirierenden Einblick in ein Thema, das uns alle betrifft. Wer sich mit Female Empowerment, Karrieren in der Industrie oder modernen Steuerrollen beschäftigt (beschäftigen möchte), sollte sich mit Franziska vernetzten– und einen Blick auf das PANDA-Netzwerk werfen, in dem sie sich aktiv für mehr Sichtbarkeit und Austausch unter Frauen engagiert.

 

Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg, Franziska!

Ich freue mich auf die nächste Ausgabe.

Herzliche Grüße,

Ihr Alexander Gries

 

*Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir das männliche Geschlecht – gemeint sind selbstverständlich alle Geschlechter gleichermaßen.*

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert