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Mentoring in der Steuerbranche
Dass Mentoring besonders wertvoll ist, speziell in der Steuerbranche, ist kein Geheimnis.
Zum generellen Verständnis: Mentoring bezeichnet eine Beziehung, in der eine erfahrenere Person (Mentor) ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrung nutzt, um die berufliche und persönliche Entwicklung einer weniger erfahrenen Person (Mentee) zu unterstützen und zu fördern.
Im Kontext der Steuerbranche bedeutet dies, dass erfahrene Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Steuerfachleute als Mentoren fungieren, um juniorige Kollegen durch das komplexe Steuerfeld zu führen.
Bedeutung von Mentoring in der Steuerbranche
Mentoring ist in der Steuerbranche besonders wertvoll, da diese durch ständige gesetzliche Änderungen, komplexe steuerliche Rahmenbedingungen und die Notwendigkeit einer hohen Präzision geprägt ist. Für neue Fachkräfte kann der Einstieg ohne erfahrene Anleitung schnell überwältigend sein.
Mentoren spielen eine entscheidende Rolle, indem sie ihr Wissen über Best Practices, die Interpretation von Steuergesetzen und deren Anwendung in realen Szenarien weitergeben. Dies steigert nicht nur die Fachkompetenz und Selbstsicherheit von jüngeren Steuerfachleuten und minimiert Anfängerfehler, sondern fördert auch eine Kultur des Lernens und der Weiterentwicklung innerhalb der Organisation.
Durch regelmäßige Interaktionen mit einem Mentor erhalten Mentees wertvolle Einblicke in die Branche, die für ihren beruflichen Erfolg entscheidend sind. Mentoren helfen dabei, die Lücke zwischen theoretischem Wissen und praktischer Anwendung zu schließen. Sie unterstützen Mentees außerdem beim Aufbau eines professionellen Netzwerks, das für langfristige Karriereziele unerlässlich ist.
Darüber hinaus kann Mentoring die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen stärken, da es zeigt, dass das Unternehmen in ihre Entwicklung investiert. Dies wiederum kann die Mitarbeiterfluktuation verringern.

Formelle Mentoring-Programme
Formelle Mentoring-Programme sind strukturierte Initiativen, die häufig von Organisationen, Unternehmen oder Berufsverbänden ins Leben gerufen werden. Ziel ist es, Mentees mit erfahrenen Mentoren zu verbinden. Diese Programme sind in der Regel durch klare Richtlinien, definierte Ziele und eine festgelegte Dauer organisiert. Unternehmen in der Steuerbranche nutzen solche Programme, um sicherzustellen, dass neues Personal nicht nur technische Fähigkeiten erlernt, sondern auch Unterstützung in der beruflichen Entwicklung erhält. Solche Programme beinhalten häufig regelmäßige Treffen, spezifische Lernziele und Bewertungen, die den Fortschritt der Mentees messen. Auch Berufsverbände bieten Mentoring-Programme an, um die professionelle Entwicklung ihrer Mitglieder branchenweit zu fördern. Sie setzen Standards für fachlichen Austausch und ethische Praxis, die die Qualität in der Branche stärken.
Peer-Mentoring
Peer-Mentoring ist eine weniger formelle, aber ebenso wirkungsvolle Form des Mentorings. In diesem Modell sind Mentoren und Mentees häufig im gleichen Alter und haben ein ähnliches Erfahrungsniveau. Der Hauptvorteil des Peer-Mentorings liegt in der gegenseitigen Unterstützung und dem Austausch auf Augenhöhe. In der Steuerbranche können Peer-Mentoren gemeinsam Lösungen für berufliche Herausforderungen erarbeiten, sich über Änderungen im Steuerrecht austauschen und voneinander lernen, wie man effektiv im Beruf navigiert. Dieser Ansatz ist besonders in stressigen Zeiten hilfreich, da die Beteiligten oft ähnliche Erfahrungen oder Probleme teilen und dadurch ein tiefes Verständnis füreinander entwickeln. Peer-Mentoring fördert zudem eine kollegiale Atmosphäre und stärkt die Teamdynamik durch Zusammenhalt und gemeinschaftliche Problemlösung.
Best Practices aus der Praxis
Die Big 4-Unternehmen dienen in Sachen Mentoring als Vorbilder. Bei PwC werden Mitarbeitende von Beginn an und kontinuierlich auf ihrem beruflichen Weg begleitet und beraten. Diese Mentoren stehen nicht nur bei beruflichen, sondern auch bei persönlichen Fragen unterstützend zur Seite. KPMG bietet unter seinen verschiedenen Mentoring-Formaten ein spezielles Programm an: „Power-Mentoring“, das weibliche Führungskräfte auf ihrem Weg zur Partnerschaft gezielt unterstützt.
Herausforderungen beim Mentoring
Eines der größten Hindernisse in einem Mentoring-Programm ist der Zeitaufwand, den sowohl Mentoren als auch Mentees leisten müssen. Mentoring erfordert regelmäßige Treffen, Planung und die Bereitschaft, sich gegebenenfalls auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten zu engagieren. Erfolgreiches Mentoring benötigt nicht nur gelegentliche Check-ins, sondern kontinuierliche Interaktion und Feedback. Dies kann besonders für hochrangige Fachleute (beispielsweise Partner) mit vollen Terminkalendern herausfordernd sein. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen Anreize und Unterstützungen bieten, um sicherzustellen, dass sowohl Mentoren als auch Mentees die notwendige Zeit ohne Überlastung finden können.
Die Diskrepanz in den Fähigkeiten und Erfahrungen zwischen Mentoren und Mentees stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Während ein gewisses Maß an Unterschiedlichkeit förderlich ist, da es den Wissenstransfer ermöglicht, können zu große Unterschiede dazu führen, dass Ratschläge und Anleitungen nicht effektiv umgesetzt werden.

Mentoren könnten Schwierigkeiten haben, ihre Expertise auf eine für den Mentee verständliche Weise zu vermitteln – besonders bei sehr komplexen oder spezialisierten Steuerthemen. Dies erfordert von Mentoren nicht nur Fachwissen, sondern auch pädagogische Fähigkeiten und Geduld.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die kulturelle Passung zwischen Mentor und Mentee. Unterschiedliche Arbeitsstile, Werte und Persönlichkeiten können zu Missverständnissen und Konflikten führen. Es ist essenziell, dass die Zuordnung von Mentoren und Mentees auch auf persönlicher Ebene funktioniert, um offene Kommunikation und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Organisationen sollten darauf achten, Mentoring-Paare nicht nur auf Basis der beruflichen Erfahrung, sondern auch unter Berücksichtigung der kulturellen und persönlichen Kompatibilität zu bilden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Mentoring in der Steuerbranche ein unverzichtbares Instrument ist, um neue Fachkräfte effektiv in die komplexen Anforderungen der Branche einzuführen, ihre fachliche und persönliche Entwicklung zu fördern und eine Kultur des Lernens zu etablieren. Mithilfe diverser Programme können Wissenstransfer, berufliche Weiterentwicklung und Mitarbeiterbindung gezielt unterstützt werden – vorausgesetzt, Zeitressourcen und die persönliche Passung zwischen Mentor und Mentee werden berücksichtigt.
Sollten Sie in einem Arbeitsumfeld tätig sein, das Ihnen kein Mentoring-Programm zur Verfügung stellt oder stellen möchte, unterstützen wir Sie gerne dabei, einen Arbeitgeber zu finden, der Sie in diesem Belang fördert.
*Zur besseren Lesbarkeit nutzen wir das männliche Geschlecht – sprechen jedoch alle Geschlechter gleichermaßen an.
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