– Blogbeitrag –
Nachwuchsförderung in der Steuerbranche
Der Fachkräftemangel im Steuerbereich ist kein neues Thema – aber die Diskussion dreht sich oft im Kreis. Patrick Heiland, Steuerberateranwärter und Dozent für Rechnungswesen, bringt eine neue Perspektive ein: Er kennt die Sicht der Studierenden, der Auszubildenden und der Praktiker. Im Interview mit Emma Kirch spricht er über die Rolle von Arbeitgebern, falsche Bilder in der Außenwirkung und die Frage, was junge Menschen brauchen, um im Steuerberuf langfristig anzukommen.
Zwischen Hörsaal und Kanzleialltag
Patrick ist nicht nur angehender Steuerberater, sondern bereits seit Jahren in der Kanzleiwelt aktiv. Neben seiner praktischen Arbeit unterrichtet er Steuerrecht und Rechnungswesen, engagiert sich in einem Verein für junge Steuerberater und plant aktuell eine Roadshow an Hochschulen.
Seine Motivation? Wissen weitergeben, Perspektiven öffnen und Nachwuchsförderung neu denken.

Nachwuchs fördern: Zwischen Wunsch, Wirklichkeit und Verantwortung
Schon früh hat Patrick selbst gute Erfahrungen mit engagierten Ausbildern gemacht – aber auch erlebt, dass Versprechen nicht immer gehalten wurden. Heute weiß er: Gerade junge Menschen brauchen eine klare Perspektive. „Azubis werden leider noch viel zu oft als günstige Arbeitskräfte gesehen. Dabei steckt so viel Potenzial in ihnen – wenn man es fördert.“
Was wünscht sich die neue Generation? Laut Patrick: Eigenverantwortung, Vertrauen und Wertschätzung. „Die Jüngeren wollen sich einbringen, aber auch Sicherheit spüren. Ein guter Arbeitgeber muss nicht alles lockern – aber offen für neue Denkweisen sein.“
Theorie & Praxis: Ein Drahtseilakt
Als Dozent weiß Patrick, wie weit die Theorie oft von der Praxis entfernt ist.
„An der Uni lernt man die Basics. Aber Programme wie DATEV fehlen fast komplett. Da wäre es sinnvoll, gezielt Module anzubieten, die das auffangen.“
Besonders wichtig sei es, Stoff praxisnah zu vermitteln: mit Beispielen, Gruppenarbeiten und echten Fällen. „Man muss anfassbar machen, was der Beruf bedeutet. Und: Kommunikation muss trainiert werden – sie ist die wichtigste Kompetenz überhaupt.“
Neue Wege in der Außenwirkung
Patrick engagiert sich aktiv dafür, das Bild der Branche zu modernisieren. „Das Bild vom Steuerberater mit Anzug und Aktenkoffer hält sich hartnäckig. Dabei sind wir viel näher am Mandanten, als viele denken – und sehr beratungsstark.“
Mit der Hochschulinitiative planen der Verein und Patrick diese Botschaft in die Universitäten bringen. „Wir wollen zeigen: Steuerberatung ist nicht trocken, sondern vielseitig. Man begleitet Unternehmen, Menschen, Entscheidungen.“
KI, Digitalisierung & Zukunftskompetenzen
Auch zur Digitalisierung hat Patrick eine klare Meinung: „KI ist kein Jobkiller, sondern ein Werkzeug. Wer damit umzugehen weiß, kann die eigene Rolle stärken – gerade in der Beratung.“
Er nutzt selbst Tools wie ChatGPT, um Denkimpulse zu bekommen – weiß aber auch: „Prüfen muss man trotzdem. Nur weil etwas automatisiert läuft, ist es nicht automatisch richtig.“
Was Kanzleien tun können
Patrick appelliert an Arbeitgeber, die Nachwuchsförderung nicht zu unterschätzen: „Junge Menschen bringen neue Ideen mit. Sie sind nicht faul, sie denken anders. Das kann man nutzen, um Prozesse zu verbessern und frische Impulse zu setzen.“
Sein Wunsch an Kanzleien: Feedback ernst nehmen, Kommunikation leben, Entwicklung ermöglichen. „Es ist nicht mehr 2000. Die Arbeitswelt ändert sich – und das ist auch gut so.“

Vielen Dank an Patrick und Emma für diesen offenen Einblick in eine Generation, die nicht nur anders arbeitet, sondern auch anders denkt.
Schauen Sie gern auch auf Patricks LinkedIn-Profil vorbei – dort teilt er regelmäßig spannende Einblicke aus Ausbildung, Lehre und Kanzleialltag.
Wir wünschen ihm viel Erfolg für sein anstehendes Steuerberaterexamen im Oktober!
Sollten Sie sonstige Fragen rundum Ihre Karriere in der Steuerwelt haben, zögern Sie nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen: hier geht’s zur kostenlosen Karriereberatung/Termin-Vereinbarung
*Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir das männliche Geschlecht – gemeint sind selbstverständlich alle Geschlechter gleichermaßen.
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